Insider der deutschen Bluesszene kennen den überaus sympathischen „hanseatischen Sunnyboy“ Martin Röttger bereits seit einigen Jahren durch seine Mitwirkung als versierter Schlagzeuger bei der „Paddy Korn Band“, bei „Blues Package“ oder bei Lars-Luis Lineks und `Dixi` Diercks` „Blues In Europe“-Projekt. Mit all diesen genannten Formation spielte Röttger diverse CDs ein, die seinen exzellenten Ruf als zuverlässiger und ideenreicher Rhythmus-Mann festigten. Seit dem Jahr 2002 ergänzt Martin Röttger mit seinen groovenden Beats erfolgreich und in besonderer Weise bereichernd die Musik von Blues-Meister Abi Wallenstein.
Gemeinsam mit ihm und Steve Baker (Harp) bildet Martin Röttger die Band „Abi Wallenstein & Blues Culture“, die inzwischen fast überall in Deutschland als „Trio Infernal“ für Furore sorgt und bereits bis in das Jahr 2005 hinein gut gebucht ist. „Ich sah Abi zum ersten Mal in Hamburg auf der Straße spielen, als ich 11 war“, erinnert sich der inzwischen über 30 Lenze zählende Martin Röttger. „Abi war immer eines meiner Idole, und ich kann das manchmal selbst kaum glauben, dass wir nun regelmäßig zusammenspielen.“
Inzwischen läuft das im besten Sinne wie geschmiert, was man übrigens auch auf der zurecht mit dem Vierteljahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichneten Wallenstein-CD „Step In Time“ hören kann. Allerdings spielt Martin Röttger in der Band „Blues Culture“ nicht Schlagzeug, sondern ein Instrument, das viele Menschen vornehmlich aus der Flamenco-Musik kennen: nämlich ein Cajon! Nicht zuletzt durch Paco de Lucia wurde das Cajon als zentrales Rhythmusinstrument in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts etabliert. Was sind nun Cajones? Ursprünglich stammen diese Handtrommeln, deren Schlagfläche aus Holz ist, aus Lateinamerika. Dort wurden sie von Sklaven gespielt, die sie als Ersatz für ihre traditionellen Trommeln benutzten, weil diese von den Weissen verboten wurden. Informiert man sich weiter über dieses eigenartige Perkussionsinstrument, findet man unter der höchst empfehlenswerten Internet-Adresse www.schlagwerk.de zugleich weitere Erläuterungen zu dieser musikhistorisch interessanten Epoche. Man erfährt nämlich u.a., dass aus dieser Zeit auch die "Rumba de Cajon" stammt, „bei der der Basspart auf einer Fischkiste, die zweite Stimme auf einer Tabakkiste und die Solostimme mit Teelöffeln auf einer Zigarrenschachtel gespielt wird. Diese Spielweise ist heute noch ein Hauptbestandteil der kubanischen Musik. Als Ende des letzten Jahrhunderts die Sklaven frei wurden, breitete sich die Idee, anstelle einer Trommel eine simple Holzkiste zu bespielen, rasch über Lateinamerika, Afrika und Europa aus.“
Doch was hat das nun mit Blues zu tun? Martin Röttger lächelt, als er diese vielerorts gestellte Frage beantwortet: „Ja, das stimmt, wirklich oft ist das im Blues wohl nicht zu erleben, ich mache da zumindest hierzulande wohl so etwas wie Pionierarbeit. Aber das funktioniert wirklich gut, und zudem ist es auch sehr praktisch, wenn wir auf Tour sind, denn das Cajon ist gut zu transportieren.“ In der Tat passt diese relativ leichte „Kiste“ in eine eigens dafür entwickelte Tasche, mit der man auch genauso gut zum Sport gehen könnte. Allerdings kann man diesem „Karton“ einen wirklich tollen Klang entlocken und dafür sorgen, dass die ohnehin schon sehr groovende Blues-Musik von Könnern wie Abi Wallenstein noch zusätzlich tolle Beats erhält. Dadurch wird die Musik noch lockerer und tanzbarer, und das Klangspektrum wird durch Röttgers längst perfektioniertes Cajon-Spiel auf sehr ökonomische Weise beeindruckend erweitert.
Und wer Röttger auf seiner Kiste sitzend jemals „live“ erlebte, weiß, dass er in den Konzerten immer ein paar brillante und temporeiche Solo-Einlagen bietet, die beim Blues-Publikum regelrechte Begeisterungsstürme auslösten!Doch nicht nur in der „Abi Wallenstein Band“ ist Martin Röttgers Cajon-Spiel zu genießen. Seit einiger Zeit wirkt er zugleich in dem Hamburger Cajun- und Blues-Projekt „Yellow Moon“ mit, eine Band, der u.a. auch die fabelhafte Sängerin und Washboard-Spielerin Angela Altieri ebenso angehört wie Claus „Dixi“ Diercks und Martin Scheffler an der Gitarre. Eine erste CD ist bereits veröffentlicht (CD-Kritik s. „bluesnews“ Nr. 36), und ein weiteres Album ist noch für dieses Jahr geplant. Und spätestens im Jahr 2005 soll es gelegentlich sogar Doppelkonzerte von „Yellow Moon“ und der Band „Blues Culture“ geben – an solchen Abenden dürfte Martin Röttger wohl „the hardest working man in town“ sein! Wer sich selbst mal im Cajon-Spiel erproben möchte oder seinen Kindern ein wohlklingendes Schlaginstrument angedeihen lassen möchte, wird übrigens relativ preiswert bedient, denn ein Cajon kann man schon für etwas mehr als 200 Euro käuflich erwerben. Für Kids, die auf einer solchen Kiste sitzen sollen, gilt Martin Röttger zufolge jedoch eine wichtige Voraussetzung: „die Beine sollten schon auf den Boden reichen!“
geschrieben von Michael Tiefensee
Auswahl-Diskografie Martin Röttger mit Cajon: Abi Wallenstein: Step In Time (nullviernull records, 2003) „Yellow Moon“: Across The Border (Moon Sound Records, 2003) Bluedoo XT: "MOJO LIVE" (PhonoStyle Records, 2002) |